Plastikalternativen

Überall wo man heute hingeht, geht es immer wieder um dasselbe Thema. Plastik. Man könnte sagen, wir werden verfolgt von dieser Thematik. Schon die ersten 10 Minuten die wir morgens im Bad verbringen, sind überschattet von Plastik. Zähne putzen, duschen und selbst der Rasierer besteht eben aus diesem. Wir werden wortwörtlich überschwemmt von Kunststoffen.

Seit nun mehr als 100 Jahren, nutzt der Mensch Plastik. Es ist robust, es ist geschmeidig und es kann für alles, was man braucht, eingesetzt werden. In allen Farben, Formen und Strukturen, die wir uns nur wünschen. Dabei geht es nicht so leicht zu Bruch und kann immer wieder verwendet werden. An sich ist Kunststoff in Bereichen wie zum Beispiel der Medizin nicht mehr weg zudenken. Ein Beutel mit wichtigen Infusionen oder gar Blut, kann so steril aufbewahrt und verabreicht werden. Plastik sorgt zudem für längere Haltbarkeit von Lebensmitteln in der Verpackungsindustrie und es ist leichter als Glas oder Holz, was zur Folge hat, dass mehr davon transportiert werden kann.

Warum sollten Plastikalternativen einen größeren Stellenwert bekommen?

 

  • Plastik löst sich nicht einfach auf - es ist ein ewigbleibendes Material das ein halbes Jahrtausend zum Abbau benötigt
  • der Rohstoff ist auf Dauer begrenzt - Roh- oder Erdöl ist nicht ewig verfügbar
  • Plastik ist giftig - Weichmacher sind gesundheitsschädigend und zum Beispiel Mikroplastik landet endlos im Meer und zum Schluss wieder bei uns im Magen.
  • Plastik zerstört die Natur - Müllstrudel, die immer mehr werden, können weltweit Krankheiten übertragen und Tiere im Meer verenden, weil sie das Plastik gefressen haben

Was sind Plastikalternativen?

In den letzten Jahren sind viele Plastikalternativen aufgetaucht. Es wird in viele Richtungen geforscht und experimentiert. Sind es die Algen, die in fast jedem Gewässer wachsen, ist es der Hanf, der allerdings gerade in Deutschland nicht so einfach anzubauen ist, da es sehr viele strenge Auflagen dafür gibt. Oder der Bambus, dieser wird leider oft mit anderen Kunststoffen gemischt. Das hat zur Folge, dass es genauso wenig abgebaut wird wie der Vorgänger Plastik.
Ein paar Plastikalternativen werden hier kurz vorgestellt:


  • Flüssiges Holz - Lignin
  • PLA - Polyactid
  • Bagasse
  • PBS Biokunststoff

Flüssiges Holz - Lignin

Lignin ist die Außenhaut einer pflanzlichen Zelle, die dafür sorgt das sie hochwachsen können. Jede Pflanze, die verholzt, bildet diesen Stoff. Jedes Jahr fallen etwa 50 Millionen Tonnen Lignin bei der Herstellung von Papier als Reststoff an. Die Hersteller von Arboform® erzeugten mit einem zusätzlichen Gemisch aus Flachs und Hanf, einen biologischen Kunststoff mit den gleichen Eigenschaften von Plastik. Es ist robust, kann immer wieder verwendet werden und hitzefest. Zudem ist es zu 100 % biologisch abbaubar und enthält keinerlei chemische Zusätze oder Weichmacher. Diese Plastikalternative kann für alle möglichen Dinge im Alltag eingesetzt werden.

Nachteile dieser Plastikalternativen:


  • der Anbau wäre in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelherstellung
  • die Gewinnung für den Rohstoff ist sehr aufwendig
  • der biologische Abbau ist verhältnismäßig lang

PLA- Polyactid

Diese Plastikalternativen werden aus Maisstärke und Milchsäure gewonnen. Es bildet sich daraus eine Art Harz für die vielfältigsten Funktionen. Als Folie, Besteck oder zum Beispiel Trinkbecher, ist möglich, verschiedene Plastikalternativen anzubieten. Bei der Herstellung wird auf Erdöl verzichtet, damit ist es gewährleistet ein biologisch abbaubares Produkt herzustellen.

Nachteile:


  • Leider sind Rohstoffe, zuhauf nicht aus nachhaltigem Anbau
  • Produkte werden oft nicht kompostiert, sondern landen in einer Verbrennungsanlage
  • dieser Stoff ist nicht hitzebeständig.

Bagasse

Plastikalternativen aus diesem Rohstoff, finden ihren Ursprung in der Zuckerrohrverarbeitung. Bagasse ist ein Nebenprodukt, welches bei der Herstellung übrig bleibt. Es lassen sich daraus Styropor-ähnliche und vor allem hitzebeständige Produkte herstellen. Diese können nach Gebrauch im Hauskompost entsorgt werden. Denn auch hierbei wird kein Erdöl in der Herstellung verwendet.

Nachteile:


  • Zuckerrohr wird oft nicht nachhaltig angebaut
  • in Deutschland ist es nicht gewährleistet Produkte dieser Art im Hausmüll zu entsorgen
  • ist nicht so stabil wie PLA

PBS - Biokunststoff

Auch Plastikalternativen aus diesem Stoff, werden aus Stärke gewonnen. Hierbei wird alles aus biobasierenden Rohstoffen hergestellt. Dieser Rohstoff ist ebenso biologisch abbaubar, wie es die anderen sind. In allen möglichen Branchen findet er Verwendung. Verpackungen, Einwegbecher und viele andere Konsumgüter von kurzer Haltbarkeit.

Nachteile dieser Plastikalternativen:


  • Kompostieranlagen sind auf diesen Stoff zurzeit nicht ausgerichtet
  • es existiert noch kein Siegel, das nachweist, dass es zu 100 % aus biologischen Rohstoffen besteht
  • es wird für eine Menge Einwegprodukte genutzt

Welche konkreten Anwendungsbeispiele gibt es für Plastikalternativen bisher?

Eines der größten Beispiele ist der Plastikbeutel. Dieser verschwindet immer mehr aus unseren Supermärkten, Discountern und sonstigen Geschäften. Schon seit Jahren gibt es bei der Drogeriemarkt-Kette dm, die sogenannte Pfandtasche. Diese besteht zu 100 % aus Baumwolle, natürlich aus nachhaltig kontrolliertem Anbau. Für einen Obolus von 2€ gehört diese Tasche dem Kunden. Jederzeit hat man das Recht, die Tasche wieder abzugeben und sein Geld zurückzuerhalten. Danach wird die Tasche dem Recyclingkreislauf zugefügt und erhält so ein neues Leben.

Ebenso eine neue und zugleich Alte Art der Plastikalternativen, sind Netze für Obst und Gemüse in den Supermärkten. Was vor knapp 40 Jahren noch Gang und Gebe war, kehrt nun langsam wieder zurück.

Plastikalternativen finden sich auch in Läden, die sich unter anderem Unverpackt nennen. Hier kommt man mit seinen eigenen Behältnissen, zum Beispiel Gläsern, in den Laden und kann sich das was man braucht abwiegen lassen und ganz ohne Plastik mit nach Hause nehmen.

Wo gibt es Vorreiter für Plastikalternativen?

Weltweit gibt es viele Länder die sich gegen das Plastik wehren wollen. Hier sind ein paar Beispiele, die als Vorreiter genannt werden sollten:



Bangladesch und Südafrika

 

  • haben schon 2002 den Plastikbeutel verboten

Ruanda

 

  • seit 2006 ein komplettes Verbot von Plastikbeuteln, wird man erwischt mit einer Tüte, kann dies Geldstrafen oder sogar Gefängnis nach sich ziehen. Die Plastikbeutel werden hier zudem beschlagnahmt
  • mittlerweile zählt Ruanda zur saubersten Stadt Afrikas

China

 

  • hat jahrelang Müll von westlichen Länder gekauft, importiert und wiederverwertet
  • seit 2018 gilt ein generelles Importverbot von Müll, auch für Elektroschrott und Altpapier

Gefahren und Nachteile von Plastikalternativen

  • viele Plastikalternativen bauen sich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen zu 100 % ab
  • für das Verrotten werden bestimmte Temperaturen und Zeiträume benötigt Kompostieranlagen in Deutschland können dies noch nicht meistern, zudem kann die Erkennungsmaschine es nicht von gewöhnlichen Plastik unterscheiden
  • Materialien sind noch recht instabil und decken bisher nur einen kleinen Teil auf den Markt als Plastikalternativen ab
  • Ökobilanz noch nicht ausgereift, ein hoher Verbrauch an Energie bei der Herstellung und auf Erdölbasierende Stoffe werden teilweise untergemischt, was einige Plastikalternativen nutzlos machen

Welche Entwicklung ist für die Zukunft zu erwarten?

Das Thema Plastikalternativen wird uns alle noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen. Es wird weiterhin gute und auch schlechte Plastikalternativen geben, aber es wird sich auf kurz oder lang so entwickeln, dass wir auf Plastik zumindest in den Haushalten nicht mehr angewiesen sind.

Das EU-Parlament stimmte einem Verbot von Einweg-Plastik zu. Schon allein dadurch wird sich spätestens im Jahr 2021 einiges ändern müssen.

Das Umdenken der Leute und Betriebe, soll für die Zukunft nachhaltig gefördert werden. Es ist wichtig das auch zukünftige Generationen, aus den Fehlern der Vorfahren lernen und selbst Initiative ergreifen um Kunststoffe zu vermeiden und Plastikalternativen zu entwickeln.

Fazit

Was bewegt uns in letzter Zeit alle sehr? Bilder von verendeten Tieren im Meer, Mirkoplastik das seinen Weg zu uns zurückfindet und Plastikalternativen, um den ganzen zu entgehen und dabei die Welt ein bisschen schöner zu machen. Jeder Einzelne sollte selbst darüber nachdenken, was er der Welt hinterlassen möchte. Schon durch einfaches Weglassen von Plastiktüten, beim Einkauf lieber zum Glas greifen oder keine Einwegsachen zu kaufen, kann ein kleines Stückchen verändern. Weniger Fast Food aus Plaste-Schalen, kein eingeschweißtes Obst und Gemüse und Strohhalme aus Metal für den Geschirrspüler, dies sind Dinge, die man ganz leicht im Alltag austauschen kann.